Die Herausforderung
Revitalisierung mit Hindernissen: Komplexe Kontamination verhinderte Revitalisierung eines früheren Industriestandortes
Revitalisierung mit Hindernissen: Komplexe Kontamination verhinderte Revitalisierung eines früheren Industriestandortes
Eine Kombination aus ausgefeilter sanierungstechnischer Expertise und konsequenter Kooperation aller beteiligten Entscheidungsträger
Mit dem neuen Wörthgarten-Quartier bereichert ein neues Viertel mit exzellenter Lebensqualität das Mittelzentrum am Oberrhein
Wie in vielen anderen Kommunen sind auch im oberrheinischen Gernsbach die Flächenreserven für Stadtentwicklungsprojekte knapp. Umso wichtiger ist es, innerstädtische Brachflächen zu reaktivieren und zukunftsfähige urbane Nutzungen zu ermöglichen. Im Falle des oberrheinischen Mittelzentrums Gernsbach war das eine 39.000 Quadratmeter große Industriebrache direkt am Stadteingang und unmittelbar am Rande der pittoresken Altstadt. Eigentlich eine klassische „A-Lage“ in Bezug auf die Entwicklung eines neuen Quartiers – hätten nicht über 150 Jahre industrieller Vornutzung auf dem Standort ihre Spuren hinterlassen: Mehrere Tonnen Quecksilber, Arsen und Teeröle kontaminierten den Untergrund. Einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad verursachte die Hochwassergefährdung des Standortes, verschärft noch durch eine Verengung des Flussquerschnittes der angrenzenden Murg durch frühere Erdbewegungen. Über die hohen, rein technischen Herausforderungen einer Baureifmachung hinaus wurde schnell deutlich, dass ein erfolgreiches Konversionsprojekt auf dem Standort von der Kooperation aller Betroffenen, Experten und Entscheidungsträger abhängen würde.
In Gernsbach hat sich einmal mehr gezeigt, was bei der anspruchsvollen Konversion von Industriestandorten möglich wird, wenn sich Sanierungsexperten, Fachplaner, Investoren, Bürgerinitiativen und Genehmigungsbehörden an einen Tisch setzen und gemeinsam nach sinnvollen Lösungen suchen. Dabei waren immer wieder Agilität, Flexibilität und Innovationsgeist gefordert: Potenzielle Zielkonflikte zwischen Altlastensanierung, Hochwasserschutz und infrastrukturelle Anbindung waren frühzeitig zu identifizieren und zu adressieren. Für viele bodenschutz-, bau- und wasserrechtlichen Aspekte waren gemeinsam mit Fachplanern, öffentlichen Entscheidungsträgern auf der Ebene von Kommune, Landkreis und Regierungsbezirk Lösungen zu suchen.
Auf dieser exzellenten organisatorischen und kooperativen Basis konnten über 20.000 m3 belasteter Aushub mit insgesamt 9 Tonnen Quecksilber, 4 Tonnen Teeröle und 1 Tonne Arsen fachgerecht entsorgt werden. Eine an Grundstücksgrenze installierte Grundwasserreinigungsanlage verhinderte dabei eine Ausbreitung der Schadstoffe im unterirdischen Abstrom. Zeitgleich gelang es den Verantwortlichen, mit einer Verbreiterung des Flussquerschnittes in belastetem Untergrund die Hochwassergefährdung am Standort zu verringern. Dank der vielen erfolgreichen Einzelmaßnahmen stand letztendlich einer Neubebauung des Areals nichts mehr im Wege.
Die ersten Bewohner sind bereits eingezogen im neuen Gernsbacher Wörthgarten-Quartier. Eine „Problemzone“ direkt am Stadteingang des oberrheinischen Mittelzentrums hat sich in ein urbanes Vorzeigeprojekt verwandelt, das weit über die Region hinaus Anerkennung findet. Die Kombination von sanierungstechnischer Expertise und dem über den „Tellerrand hinausblicken“ führte zu kreativen Lösungen und hat nicht nur die Umweltgefährdung durch Giftstoffe entschärft, sondern gleichzeitig auch die Resilienz gegenüber Flutereignissen verbessert.
Mit rund 110 neuen Wohnungen direkt am Fluss, angrenzenden Grün- und Freizeitflächen sowie Geschäften für die Nahversorgung haben die Beteiligten gezeigt, welches nachhaltige urbane Entwicklungspotenzial in Standorten verborgen sein kann, die man wegen ihren technischen und organisatorischen Herausforderungen für eine sinnvolle Reaktivierung schon aufgegeben hat. Der Erfolgsfaktor – nicht nur in Gernsbach – ist die sinnvolle Verknüpfung ingenieurtechnischer, organisatorischer und kommunikativer Expertise. Der Wörthgarten blüht heute, weil die Beteiligten früh verstanden haben, dass es interdisziplinäre Expertise und Teamgeist braucht, um Herausforderungen mit diesem Schwierigkeitsgrad erfolgreich zu meistern.
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