Die aktuelle Schlüsselkompetenz im Mobilitätssektor: Disruption antizipieren und Transformation proaktiv steuern und gestalten
Die Mobilitätssysteme urbaner Zentren werden von diversen Communities auf verschiedene Art und Weise genutzt. Ihr resilienter Betrieb setzt voraus, unter dynamisch wechselnden Rahmenbedingungen die strategische Planung der technischen Assets stets auf Nutzerorientierung und gleichberechtigte Zugänglichkeit für alle Gruppen hin auszurichten.
Und ganz gleich, ob wir uns auf Straßen, Schienen, auf dem Wasser oder in der Luft, mit der Kraft von Motoren oder der unserer Muskeln, mit Zügen, Fahrrädern oder Autos in der Gegenwart oder mit Dronen in der Zukunft bewegen – Dekarbonisierung und technische Disruption werden die Mobilitätswelt, wie wir sie kennen, grundlegend verändern.
Fortschritt planen und messen
Resilienz-Expert*innen haben auf diese Herausforderung meist mit Kosten-Nutzen-Analysen für Vermögenswerte der Mobilitäts-Infrastruktur gelöst – beispielsweise in Bezug auf deren Resilienz gegenüber Folgen des Klimawandels. Solche Analysen fokussieren auf dessen messbare soziale, ökonomische und ökologische Auswirkungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen nutzten private und öffentliche Entscheidungsträger dann für ihre Ressourcen- und Budgetplanung.
Meist ist das verfügbare Datenangebot jedoch begrenzt und ein Analysemodell kann wegen unterschiedlicher Rahmenbedingungen nicht ohne weiteres von einem Asset auf ein anderes übertragen werden. So können Untersuchungsmethoden, die für Großstädte aussagekräftige Ergebnisse liefern, nicht ohne weiteres für kleinere Kommunen verwendet werden. Wie können wir Resilienz im Mobilitätssektor mit diesen Limitierungen belastbar definieren?
Auch die quantitative Messung und Bewertung von Entwicklungsfortschritten in Bezug auf Resilienz ist eine Herausforderung. Die Erfassung von Pünktlichkeit und Fahrplantreue kann uns diesbezüglich nicht ausreichen – genauso wenig das Monitoring der Business Continuity. Mobilitäts-Expert*innen haben sich in der Vergangenheit bei der Messung von System-Resilienzen entweder auf sehr „traditionelle“ Modelle (z.B. Pünktlichkeitsmessungen) oder innovativere Methoden (z.B. Digitale Zwillinge) gestützt. Der Nachteil: Die einen sind unterkomplex und vereinfachen zu stark, die anderen sind nicht überall verfügbar.
Resilienz entwickeln heißt, sich sowohl auf erwartete als auch auf unerwartete Ereignisse und Veränderungen proaktiv vorzubereiten. Ist dieses Fundament gelegt, können wir verlässliche Kennzahlen für die Resilienz-Analyse entwickeln und für die breite Anwendung hochskalieren. Wir müssen also den Spagat schaffen zwischen einer angemessenen Standardisierung, die die Komplexität der Realität angemessen abbildet, und einem akzeptablen und nicht allzu ambitionierten und ehrgeizigen Digitalisierungsgrad, der die flächendeckende Anwendung nicht unmöglich macht.
Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg liegt hier im Erfahrungsschatz der Sektor-Expert*innen und der lokalen Verantwortlichen und Entscheidungsträger. Auf deren Know-how über die neuralgischen Punkte in ihrem Verantwortungsbereich und die klimatischen und physischen Rahmenbedingungen für die Betriebsprozesse kommt es an. Keine noch so leistungsfähige digitale Simulation kann das Erfahrungswissen derjenigen ersetzen, die seit Jahren vor Ort mit den Systemen arbeiten. Diesen Erfahrungsschatz müssen wir mit Konzepten wie Design Thinking heben und für die Resilienzprogramme nutzbar machen.
Sektorübergreifende Resilienz
Der Mobilitätssektor wird derzeit aus verschiedenen Richtungen unter Druck gesetzt: global steigende Baukosten, Mangel an Fachkräften, labile Volkswirtschaften. In der Europäischen Union belastet die Energiekrise diverse Branchen, politisch instabile Verhältnisse tun ihr übriges. Alle diese Aspekte beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen und Güter transportiert werden. Was wir heute entscheiden, wird die Zukunft der Mobilitätssysteme grundlegend prägen.
Für ein resilientes Transportnetzwerk müssen wir ein tiefes Verständnis dafür entwickeln, welche Wechselwirkungen alle diese Faktoren gerade in Krisenzeiten entwickeln. Vom Bürgersteig über den Radweg bis zur ICE-Trasse müssen Verkehrswege, Modi und Dimensionen integriert betrachtet und geplant werden.
Beispiel Schienenverkehr: Während die Pandemie-Nachwehen in diesem Sektor immer noch spürbar sind, konzentriert sich der langfristige Fokus auf wirtschaftliche Resilienz – vor allem in Bezug auf den Klimawandel und volatile Konjunkturentwicklungen. Auch der Flugverkehr leidet unter dem Klimawandel, ökonomischer Unsicherheit und veränderten Reisegewohnheiten. Die Dekarbonisierungs-Agenda setzt auch die traditionellen Geschäftsmodelle der Häfen unter Transformationsdruck.
Und unter dem Stichwort „Neue Mobilität“ gehen komplett neue, disruptive Technologien an den Start, die alle etablierten Transportmodi fundamental verändern können: Elektrifizierung, Wasserstoff, „Mobility a s Service“, E-Scooter, Dronen, autonome Fahrzeuge. Dem Nutzer*innen-Mehrwert, den diese Innovationen bringen, stehen ganz eigene und komplett neue Herausforderungen in Bezug auf resiliente Geschäftsmodelle gegenüber.
Die involvierten Akteure müssen sich nicht nur mit komplett neuen Trends und Nutzerverhalten beschäftigen. Die Ausrichtung der Infrastruktur-Assets braucht immer einen gewissen strategischen Vorlauf, um die Nachfrage von morgen befriedigen zu können. Ein intensiver Austausch mit sektorspezifischen Expert*innen schafft die Grundlage für solide Aktionspläne. Wenn wir dann herauszoomen und den Mobilitätssektor in seiner Gesamtheit betrachten, werden wir innovative Lösungen entdecken, die die Netzwerke insgesamt substanziell verbessern.
Wir werden das Thema „Zukunftssichere Mobilität“ mit unseren Sektor-Expert*innen in zukünftigen Blogbeiträgen weiter vertiefen.
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